, Pascal Kamber ZT

Für sie ist es alles andere als eklig

Jasmin Keller aus Richenthal ist seit letzten Herbst Mitglied bei den Zofinger Jungschwingern und hat grossen Spass an ihrem Hobby.

Frauen und Schwingen, das geht doch nicht! Dass das sehr wohl geht, beweist unter anderem der Schwingklub Zofingen und Umgebung. Seit ihrem Beitritt zu den Jungschwingern im vergangenen Herbst besucht Jasmin Keller regelmässig das Training am Mittwochabend im Untergeschoss der Stadtsaalturnhalle. Dass sie neben 18 Jungs das
einzige Mädchen ist, stört die 11-jährige Schülerin aus Richenthal nicht. «Natürlich würde ich mich über zwei oder drei weitere Mädchen freuen, aber wir sind auch so eine tolle Gruppe», sagt Jasmin Keller. Nachdem sich ihr Bruder Andreas einige Wochen zuvor ebenfalls den Zofinger Jungschwingern angeschlossen hatte, sei auch ihr Interesse am Sport im Sägemehl gewachsen. Den Beitritt hat sie seither kein einziges Mal bereut. «Mir gefällt es, dass ich mich auspowern kann, und ich mag die Freundlichkeit untereinander. Man gibt sich vor dem Kampf die Hand und gibt danach alles, aber es bleibt zu jeder Zeit fair», erzählt Keller. Als sie in der Schule von ihrem Hobby erzählte, hätten es zunächst alle lustig gefunden. «Später kam ein Mädchen aus meiner Klasse auf mich zu und fragte, ob das wahr ist. Eine andere Schülerin meinte, gegen Männer zu schwingen ist doch eklig», sagt Keller und schmunzelt.

 

Die Wertschätzung ist auch im Schatten der Männer da

Abgesehen von diesen Kommentaren musste sich Jasmin Keller bislang keine fiesen Sprüche anhören. Obwohl sie ihre Leidenschaft in einer Männerdomäne ausübt – der Frauenschwingverband zählt um die 200 Mitglieder, der Eidgenössische Schwingverband über 50000 –, fühlt sich Keller wohl und respektiert. «Jasmin ist ein willkommenes Mitglied beim Schwingklub Zofingen», sagt Mutter Regina, die sich beeindruckt zeigt davon, wie Lukas Steiner als Technischer Leiter der Jungschwinger mit dem Nachwuchs umgeht und stets Wert auf Gleichberechtigung legt. Trotzdem ist sie sich bewusst, dass das Frauenschwingen im Schatten der Männer steht. «Es wird nie so populär sein», sagt Regina Keller, «aber die Hauptsache ist, dass Jasmin Spass am Schwingen hat.»Ihre Tochter bestätigt, dass die Freude nach wie vor vorhanden ist. Daran vermag selbst der knapp verpasste Zweig bei ihrem ersten Schwingfest überhaupt nichts zu ändern. Beim Frauen- und Meitlischwingfest in Rothenburg fehlte Jasmin Keller das berühmte «Vierteli» zur begehrten Auszeichnung. Mit ihrer Bilanz von drei gewonnenen, einem gestellten und zwei verlorenen Gängen zeigt sie sich trotzdem zufrieden. «Mir lief es ganz gut», sagt Keller, die dank des gewählten Holzschlittens vom Gabentisch nicht mit leeren Händen von der Premiere nach Hause reisen musste. Ihren nächsten Wettkampf bestreitet die junge Luzernerin Mitte August in Göschenen und Uezwil. Dabei will sie wiederum versuchen, ihre jeweilige Gegnerin gut einzuschätzen, um anschliessend im Sägemehl zu wissen, welchen Schwung sie anwenden soll. «Im Schwingen braucht es eben nicht nur Kraft, sondern auch Köpfchen, um zu gewinnen», sagt Jasmin Keller. So habe man auch gegen körperlich überlegene Gegnerinnen auf einmal eine Chance. An beiden Anlässen liebäugelt Jasmin Keller mit dem Gewinn eines Zweigs. Der Traum, irgendwann einmal Schwingerkönigin zu werden, ist bei ihr derweil – noch – nicht vorhanden. «Ein wirklich grosses Ziel verfolge ich nicht», gesteht sie, «ich will einfach nur Spass haben.»